Lieber Leon,
noch nie war mir dieses Gefühl so nah, als in dem Moment an dem ich vor einem Jahr an Deinem Bett stand und Dich berührte.
Im Zeitraffer laufen Gedanken und Dein Leben vor meinem inneren Auge ab. Wo war ich, als Du geboren wurdest, als Du in die Schule kamst, mit Deinen Freunden um die Häuser gezogen bist, die Liebe am Landleben entdeckt hast, in der Zeit als Du in Deinem jungen Leben Höhen und Tiefen kennlernen musstest!?
„Du hast jeden Raum mit Sonne geflutet – hast jeden Verdruss ins Gegenteil verkehrt – „bergisch“ nobel – Deine sanftmütige Güte …“
Ich spüre trotz der bleiernen Schwere auf unseren Schultern so viel Wärme, Liebe und Verbundenheit in diesem Raum.
Wir halten uns, geben uns gegenseitig Halt während wir um Dich herumsitzen und Du unser Mittelpunkt bist. Unbändiger Schmerz beim Begreifen dieser Situation. Mein Herz gefüllt mit Liebe und Mitgefühl für Dich und Deine Lieben.
Ich höre so viele Anekdoten von Dir, dass es uns zwischendurch sogar ein Lachen ins Gesicht zaubert und ich so unendlich dankbar bin, dass mir diese Zeit mit Dir geschenkt wird; wir beide uns auf eine überdimensionale Art austauschen und für immer verbunden sind.
Inmitten auf meinem Weg zur Trauerbegleiterin begegnest Du mir und Deine Lebensgeschichte. Deine Lieben, meine Herzensmenschen, in solch schmerzlicher Lebensphase freundschaftlich zu begleiten, hat mich oft emotional an meine Grenzen gebracht, und dennoch spüre ich die nötige Sicherheit, den Schmerz auszuhalten, die anlehnende Schulter oder die tröstliche Umarmung sein zu können. Gemeinsam erschaffen wir liebevolle Erinnerungen, Bleibendes, Rituale, wodurch DU für immer einen festen Platz in unserer Mitte behältst.
Danke lieber Herzbube für unsere wundervolle Begegnung,
Ich möchte mit folgenden Textzeilen aus dem „kleinen Prinzen“ schließen:
„Die Liebe, die wir geben, kehrt als Stern am Himmel zu uns zurück. Die Tränen, die wir weinen, sind der Regen, der unsere Seele nährt. Die Liebe überdauert selbst den Tod, denn sie ist unsterblich.
Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer Reise in die Ewigkeit.„
Antoine de Saint-Exupéry