Würdevoller Abschied

In Gedenken an Theo

…, dem wir begegnen durften, als dieser „keinen Bock mehr hatte!“

Wir wurden nicht nur gerufen um Wunscherfüller zu sein, wir haben diese Begegnung als Auftrag empfunden, Deine Geschichte beispielhaft in die Welt zu tragen.

Lieber Theo, wann immer wir Deine Mitbewohner besuchen, ist Deine Präsenz noch immer spürbar.

Bei der lückenhaften Betrachtung der Lebensgeschichte von Theo in den ersten 31 Jahren seines Lebens verspüre ich den Wunsch ein kleines „Mahnmal“ zu setzen für THEO und alle Menschen, die aufgrund einer geistigen/körperlichen Einschränkung/Behinderung hilfebedürftig und auf das empathische Wohlwollen ihrer Mitmenschen dringend angewiesen sind.

Als gesunder Mensch geboren zu werden, ist keine Selbstverständlichkeit. Sich dessen bewusst zu sein, und der Tatsache, dass auch jeder gesunde Mensch durch ein schicksalhaftes Erlebnis – z. B. durch einen Unfall – von einem Moment auf den anderen zu einem Dauerpflegefall – zu einem pflegebedürftigen Menschen – zu einem Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung werden kann, sollte die Aufmerksamkeit für diese Mitmenschen sensibilisieren und zur erforderlichen Akzeptanz und Inklusion beitragen.

Inklusion lässt sich nicht einfach verordnen.
Sie hängt wesentlich auch von den Einstellungen, Erfahrungen und Vorurteilen ab.
Es muss in den Köpfen noch viel passieren,
bis wir die Andersheit von Menschen als Gleichheit erleben. “

Ich bin so dankbar, auf dieses Thema während meiner Ausbildung aufmerksam geworden zu sein

Theo wurde im Spätsommer 1958 mit einer geistigen Behinderung geboren. Seit früher Kindheit lebte er über 30 Jahre ohne familiäre Anbindung in einer geschlossenen, psychiatrischen Abteilung. 

Für Theo begann sicherlich die beste Zeit seines Lebens, als er in den 90er Jahren in die Wohneinrichtung wechselte und dort empathische und professionelle Betreuung kennenlernen durfte.

Glück empfinden zu können, ist eine Fähigkeit, die Menschen
mit und ohne Behinderung verbindet.“

Die Liebe zu den Tieren, insbesondere zu Katzen und Hunden hat uns verbunden und zusammengeführt. Als wir Theos Zimmer betraten, begrüßte er uns mit den Worten:

ICH HABE KEINEN BOCK MEHR!“

Wir durften Theo wenige Tage vor seinem Tod besuchen und ihm damit einen letzten Wunsch erfüllen.

Theo ist Ende Februar 2023 im Alter von nur 64 Jahren verstorben.

Als ich mich in Vorbereitung auf meine Abschlussarbeit mit den Themen „Inklusion am Lebensende“ und „Trauernde Menschen mit geistiger Behinderung begleiten“ beschäftigt habe, hat sich sehr schnell gezeigt, dass die Bedürfnisse in der Trauer und der Umgang mit Trauenden geistig behinderter Menschen sich nicht wesentlich unterscheiden.

In der Sterbe- und/oder Trauerbegleitung ist sehr viel Geben enthalten, aber mindestens so viel Nehmen, denn jede Begegnung ist einzigartig und erfüllt mich mit Demut.

Ich hoffe, dass Du Deinen FRIEDEN gefunden hast, lieber THEO.

Im Tod sind alle gleich.“

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